Medizin & Seele

Selbstbestimmt und würdevoll Medizin & Seele

Spiritualität war als Thema innerhalb der Wissenschaft lange Zeit tabu und ist es in weiten Bereichen immer noch. Erst nach und nach findet eine Bewusstseinswandel auch in der Medizin statt.

Argumente

  • Wenn Krankheit in der Tat eine spirituelle Dimension hat und sich auf das Wohl kranker Menschen auswirkt, geht diese Dimension die Medizin essentiell etwas an.
  • Wenn Gesundheit gemäss WHO-Definition als „Zustand des vollständigen, geistigen und sozialen Wohlergehens“ ausgelegt wird, dann ist davon auszugehen, dass Spiritualität und auch Religion sich grösstenteils positiv auf die Gesundheit, den Genesungsprozess und das individuelle Krankheitsgefühl auswirken können.
  • Eine Umfrage am Lehrstuhl für Spiritual Care der Universität Zürich zeigt, dass Ärzte und Ärztinnen umgekehrt immer wieder beobachten, dass die Erfahrung von Krankheit zu mehr Religiosität oder Spiritualität führen kann.

 

Gerade wenn bei schwerer, fortgeschrittener Erkrankung eine Heilung nicht mehr möglich ist, oder wenn eine schwere Diagnose die Lebensplanung auf den Kopf stellt, treten existenzielle Fragen in den Vordergrund:

  • Warum tritt diese Erkrankung ein?
  • Warum gerade jetzt?
  • Warum betrifft sie einen selbst?
  • Welchen Sinn haben die Behandlungen?

Oft ist die Situation von Verzweiflung beherrscht, und Wertvorstellungen, Wertbilder, Gewissheiten, Gottesbilder werden in Frage gestellt.

Wenn solche Fragen und spirituellen Nöte ausgesprochen werden dürfen, kann das entlasten. Zudem hilft die Erinnerung an die eigene Verwurzelung oder eine Neuausrichtung auf die eigene Spiritualität und/oder Religiosität, das eigene Leben als sinnvoll anzunehmen und inmitten der Krankheit Lebenssinn zu finden.

Gut zu wissen:

  • Fast 9 von 10 Betroffenen bezeichnen sich als im weitesten Sinn als gläubig. Dabei ist mehrheitlich die persönliche spirituelle Erfahrung gemeint, weniger eine weltanschauliche oder religiöse Lehre.
  • Spirituelle Fragen stellen sich vor allem bei einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Sie tauchen zwischen den Zeilen auf, aber auch, wenn Zeit angeboten wird.
  • Umfragen zeigen, dass Menschen diese existentiellen Fragen nicht nur mit Seelsorgenden, sondern auch mit ihrem Arzt, ihrer Ärztin oder der Pflegefachperson klären wollen.
  • Dies erfordert eine andere, „passivere“ ärztliche und pflegerische Haltung und eine Erweiterung der klassischen Rollenverständnisse.

Zum Weiterlesen hier ein Artikel der Plattform Hausarzt.digital.